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P. Dehons soziale Vorträge in Rom

Das Foto zeigt (von links nach rechts): P. Jules du Sacré Coeur (Franziskaner), Léon Harmel, M. de Palomero im Anschluß an die Audienz bei Léo XIII. am 22. Januar 1897 - unmittelbar nach Beginn von Dehons Vortragsreihe zu sozialen Themen.
Wenngleich die neun Vorträge, die Léon Dehon in Rom zwischen 1897 und 1900 hält und die 1900 als 'Die christlich-soziale Erneuerung' veröffentlicht werden, kein Werk aus einem Guss sind und die einzelnen Beiträge von recht unterschiedlicher Qualität sind, so tritt in ihnen sozusagen der ganze Dehon - zumindest was sein soziales Engagement betrifft - zu Tage.

In einem 1999 erschienen Buch ist über Dehon zu lesen, dass er "mit einer außerordentlichen Klarsicht die Veränderungen der französischen Gesellschaft -- insbesondere den Aufstieg der Arbeiterklasse erkennt.... Fasziniert von 'Rerum Novarum' wird sich Léon Dehon immer wieder auf diese Enzyklika berufen um eine wirkliche Soziallehre, eine pastorale Praxis und ein christliches Projekt über Mensch und Gesellschaft zu erarbeiten. Bezeichnend für diese Dynamik ist der Titel des 1900 veröffentlichten Buches ‚Die christlich-soziale Erneuerung’." (Pierre Pierrard, Ces chrétiens qui ont fait le siècle, Paris 1999)

In den Vorträgen begegnet uns Dehon als der Soziologe, der anhand unzähliger Daten die aktuelle Situation der Gesellschaft beschreibt. Er begegnet uns als apologetischer Historiograph, für den der Blick auf die Geschichte ein Beweis für die Zivilisationskraft und den Fortschrittswillen der Kirche bietet. Er begegnet uns als ökonomischer Antisemit und Gegner der Freimaurerei, die beide das Machtzentrum der Gesellschaft an die Börse verlagert haben. Er begegnet uns als Gegner jenes Kapitalismus, der Menschen als Ware instrumentalisiert. Dehon widersetzt sich dem Sozialismus, der die Fesseln des Kapitalismus nur durch neue ersetzt (wenngleich er für Verständnis für jene Arbeiter hat, die für ein Stück Brot auf ihre Freiheit verzichten). Er stellt sich als Gefolgsmann Leo XIII. in seinem Einsatz für die Christliche Demokratie dar, für den die Rechte des Volkes auf materielle Besserstellung und Teilhabe an politischer Gestaltungsfähigkeit in erster Linie Forderungen der Gerechtigkeit sind. Er fordert den Klerus auf, von den ersten Ausbildungsschritten an seiner sozialen Sendung bewusst zu werden und sich nach den Versäumnissen der Vergangenheit wieder an die Seite des Volkes zu stellen.
Für seine Thesen bzw. für seine Darlegung der päpstlichen Lehren bekommt Dehon in jenen Jahren viel Beifall, nicht zuletzt vom Staatssekretär Kardinal Rampolla und - dezenter - vom Papst selbst.

1897/98 sind die Blütejahre des Sozialkatholizismus in der Ausprägung der Christlichen Demokratie. Wenig später scheitert der Versuch des Vatikans, mit den Republiken in Frankreich und Italien einen konstruktiven modus vivendi zu finden. Der Papst wird die Christliche Demokratie auf eine Bewegung mit rein sozialen Zielen begrenzen - alle Kraft im politischen Bereich wird nun für die gemeinsame Verteidigung der Rechte der Kirche gebraucht.Nun - am Ende des Pontifikats von Leo XIII. - wird auch die Kritik an P. Dehons sozialen und politischen Thesen lauter. Sie reichen bis in das Hl. Uffizium hinein. In den einsetzenden antimodernistischen Kampagnen wird er - gerade er! - dargestellt als einer der Hauptförderer des Liberalismus in der französischen Kirche (Barbier, Du Progrès du Libéralisme catholique en France sous le Pape Léon XIII, 1907).

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