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Notre-Dame de Liesse (Liesse = Freude) war zur Zeit Dehons der größte Wallfahrtsort der Diözese Soissons. Erbaut aus jenen Steinen, die bei der Errichtung der Kathedrale von Laon übrig geblieben waren, wurde die Kirche zu Ehren Unserer Lieben Frau von Liesse 1115 fertig gestellt. An diesem Wallfahrtort wurde jahrhundertelang eine schwarze Madonna „aus kaffeefarbigem Holz" verehrt, die während der Französischen Revolution auf dem Gemeindeplatz verbrannt wurde. Im 19. Jahrhundert erreichte die neu aufgenommene Wallfahrt zu Notre Dame de Liesse ihren Höhepunkt mit der feierlichen Krönung einer Kopie der ursprünglichen Madonna mit ausdrücklicher Genehmigung Papst Pius‘ IX. 1847.

P. Dehon hat mit Liesse ganz unterschiedliche Erinnerungen verbunden: 1857 macht er mit der gesamten Familie eine Wallfahrt dorthin und bemerkt in seinen Erinnerungen:
„Ich mochte das Geheimnis dieses frommen Heiligtums. Die Ex-Voto-Tafeln stärkten mein Vertrauen. Ich betete von ganzem Herzen." (NHV I/30r)

1873 nimmt er jedoch an einer Wallfahrt nach Liesse teil, die über die Diözese Soissons hinaus nationale Bedeutung hat. Das erst ein Jahr zuvor gegründete Œuvre des Cercles catholiques d’ouvriers (Vereinigung der katholischen Arbeiterzirkel) lädt unter der Leitung von Albert de Mun zur ersten nationalen Wallfahrt der Organisation ein. Nicht zuletzt die neuen technischen Möglichkeiten wie Plakate und Zeitschriften zur Werbung, Gruppentarife der Eisenbahnen etc. machen die Wallfahrt am 17.8.1873 mit über 10 000 Teilnehmern (laut Organisatoren) zu einem Erfolg, der eine jahrelange Dominanz der Katholischen Arbeiterzirkel unter de Mun im französischen Sozialkatholizismus einleitet.
Für Dehon, der erst kurz vorher in St. Quentin ein Patronat und darin einen Arbeiterzirkel gegründet hatte, war die Teilnahme an dieser Wallfahrt nach Notre Dame de Liesse ein unvergessliches Erlebnis:

„Der 17 August [1873], ein unvergesslicher Tag: die große Wallfahrt der Katholischen Arbeiterzirkel nach Notre Dame de Liesse... Es war wie ein Blick auf die katholische Avantgarde Frankreichs. Die Männer sangen und beteten... Die Arbeiter von Val des Bois waren mit ihren Fanfaren gekommen, die Bergarbeiter von Lens, Anzin und Béthune mit ihrer Bergwerkslampe als Symbol. Es war wie ein Traum, wie die Vision des früheren katholischen Frankreichs." (NHV X/5f)

Aus dieser Wallfahrt stammen Dehons Kontakte zu Albert de Mun, und wie viele andere Patronate und Arbeiterzirkel schließt sich auch Dehon nach den Erlebnissen von Notre Dame de Liesse bald der Dachorganisation des Œuvre der Cercles catholiques d’ouvriers an.

1875 wird Dehon als Sekretär des Diözesanbüros der Katholischen Werke (Œuvres) die erste Jahresversammlung in Notre Dame de Liesse wesentlich vorbereiten und als Mitglied des Sitzungspräsidiums auch durchführen. Sein dortiger Vortrag gibt einen - fast trostlos anmutenden - Überblick über die pastoralen Aktivitäten in der Diözese Soissons. Mehr als 200 Priester und Laien aus allen Teilen der Diözese nehmen am 10. und 11. März 1875 an dieser Versammlung teil, von deren Zustandekommen und Verlauf Dehon begeistert ist: „Was für schöne Tage! Dies war der schönste Augenblick meines Dienstes in der Diözese." (NHV XI/93)

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